So Ihr Meister am Herd und Liebhaber der kulinarischen Literatur, der Titel der heutigen Buchvorstellung „Die Diners mit Gala“ lassen beim Betrachten des Autors die pure Dekadenz vermuten- und ja, genauso ist es ! Es geht um Salvador Dalí und sein bereits 1973 erstmals in Frankreich erschienenes Buch Les dîners de Gala.
Dieses Meisterwerk voll mit Klassikern der Cuisine Française rankt sich um 12 Kapitel, deren Funktion der Künstler Dalí selbst folgendermaßen festgelegt hat:
Fürstliche Torheiten Exotische Gerichte
Herbstliche Kannibalismen Eier und Meeresfrüchte
Große Köstlichkeiten aus Winzigem Vorspeisen
Sodomisierte Zwischengerichte Fleisch
Schillernde Sputniks-
auf der Erde zu Haus Schnecken und Frösche
Panaschiertes Panaschee Fisch und Krustentiere
Monarchenfleisch Wild und Geflügel
Weiche Uhren im Halbschlaf Schweinefleisch
Desoxyribonuklein-Atavismen Gemüse
„Ich esse Gala“ Aphrodisiaka
Nächtliche Gelüste Entremets und Desserts
Die köstlichen kleinen Martyrien Hors d´œvre
Eine „Warnung“ jedoch gleich vorweg:
Die Gala-Diners sind in Bild und Wort einzig den Freuden des Gaumens gewidmet. Daher werden Sie hier auch keine Diättabellen finden. Tafeln, an denen die Chemie statt der Gastronomie Platz genommen hat, möchten wir übergehen.
Sollten Sie ein Jünger jener Kalorienwieger und –wäger sein, die die Freuden des Mahles in Strafen verwandeln, so schließen Sie dieses Buch sofort:
Es ist viel zu lebendig, viel zu aggressiv und viel zu herausfordernd für Sie.
(Salvador Dali, 1904-1989)
Der Meister des Surrealismus, die Opulenz der Grande Cuisine und seine Muse Gala, seine geliebte Gala; dann noch die ungekrönten Könige der Gastronomie: Lasserre, La Tour d´Argent, Maxim´s oder Le Buffet de la Gare de Lyon, Chapeau kann ich da nur sagen! Entstanden sind 136 Rezepturen, die französischer nicht sein könnten, dazu gibt es farbige Illustrationen und 12 Tafeln zum Text – in wohl einem der verrücktesten Kochbücher aller Zeiten!
Interessant und beeindruckend ist die Art des Zusammenspiels der einzelnen Komponenten, die auf den Teller oder die Platte gebracht werden, mehr französische Küche geht wohl nicht! Hier finden sich endlich mal wieder die Klassiker von Lasserre wie das Perlhuhn „Viroflay“, die Junge Ente „Marco Polo“ des La Tour d´Argent oder die Krebsschwanzcreme in Sauce Nantua des weltberühmten Maxim´s – oh yeah, ich liebe diese köstlichen, uralten Klassiker der Grande Cuisine; die wenigsten können sie heute noch, und noch weniger wissen überhaupt wovon man spricht, wenn man von Fricandeau à la mode oder Fasan „Raphaël Ravenga“ schwärmt, aber das ist auch nicht schlimm, das ist der Lauf der Zeit, was ich damit eigentlich nur sagen, bzw. ausdrücken möchte, ist, das das hier vorliegende Buch ein ganz einzigartiges Zeugnis seiner Zeit und vor allem ein kulinarisches Andenken von höchster Qualität ist!
Alle Rezepte lassen sich ausnahmslos, zwar mit etwas Übung und einem gut bestückten Kühlschrank zu Hause nachkochen. Und nein, es ist keine Mutmaßung, wenn ich jetzt sage, bzw. schreibe, das es Unkenrufe geben wird, die da sagen, daß sei alles nicht mehr zeitgemäß so zu kochen, aber so ist es mit allem, Dinge kommen und Dinge gehen, was bleibt ist gutes Essen und guter Geschmack!
Und um es mit den Worten des Meisters zu sagen: „Der Kiefer ist unser bestes Werkzeug, um uns philosophisches Wissen anzueignen“…….
Es lebe die klassische Haute Cuisine!
Steckbrief zum Buch:
Salvador Dalí
Gebundene Ausgabe
Hardcover
ISBN 978-3-8365-0875-9
€ 49,99
Fazit:
DAS ist Food-Porno in seiner reinsten Form! Was soll ich mehr sagen, das Buch ist bei TASCHEN verlegt, keine kann so etwas besser als Benedikt Taschen – nicht überlegen, kaufen! Ich liebe dieses Buch!