Heimat Weite Welt

Heimat Weite Welt, was für Worte in Zeiten wie diesen und der Titel eines unglaublich genialen Kochbuchs aus dem Matthaes Verlag.

Heimat Weite Welt ist die durchdachte Küchenphilosophie des Sternekochs Benjamin Maerz: Kochen mit regionalen Produkten, ergänzt durch Inspirationen aus aller Welt.

So entstehen ganz besondere Gerichte, wie „Gebrannte Forelle, Höri Bülle und schwäbischer Dashi“, „Thunfischkutteln in Lembergersauce“, aber dazu nachher noch mehr! Gleichzeitig interpretiert Benjamin Maerz Traditionsgerichte neu.

Heimat Weite Welt

Copyright © by Lukas Kirchgasser Photograpy/ Matthaes Verlag

Heimat Weite Welt

Matthaes Verlag Stuttgart

ISBN 9783875154375

240 Seiten

69,90 €

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Da gibt es „Hühnermägen mit Holunder und Lorbeer“ oder „Saure Rädle mit Gemmrigheimer Süßkartoffel und Ackerrettich“, die das Herz eines jeden Genießers höher schlagen lassen- insbesondere wenn er so wie ich eine Affinität zu Schwaben und zur schwäbischen Küche hat!

Ergänzt werden die über 50 Gerichte durch kreative Rezepte für Getränke als Menübegleiter und durch Fachwissen zu den verwendeten Produkten.

Aber besonders hervorzuheben sind die stimmungsvollen Bilder der Heimat von Benjamin Maerz sowie die mehr als exzellente Foodfotografie von Lukas Kirchgasser, der von sich selbst sagt: „Ich mag Essen am liebsten scharf. Und hochauflösend.“ Kirchgasser ist für mich einer der besten Foodfotografen unserer Zeit- nur ganz wenige verstehen es derart perfekt „Essen“ in Szene zu setzen !!

Menschen wie er bewirken, das es nicht nur ein Kochbuch unter tausenden ist, NEIN, sie (und natürlich auch der Matthaes Verlag) sorgen dafür, das das Anschauen zu etwas besonderem wird, es Freude macht, es zum kochen animiert, sowie eine Bereicherung und eine echte Fundgrube für Wissenshungrige ist!

So, aber jetzt mal Butter bei die Fische, das waren die Worte des Matthaes-Verlag zum Buch, jetzt bin ich dran!

Was die „Maerz-Brothers“ in Bietigheim-Bissingen seit 2018, aller Unkenrufe zum Trotz auf die Beine gestellt haben, verdient allerhöchsten Respekt, ein Gastronomiebetrieb, der nach dem plötzlichen Tod des Vaters einem „Scherbenhaufen“ glich, weil keiner wusste wie e weitergehen soll, so erfolgreich neu aufzustellen….. Chapeau mes amis kann ich da nur sagen!

Aber was macht die Küche eines jungen Mannes aus, der so unglaublich heimatverbunden und „geerdet“ ist wie Benjamin Maerz, den es nie in die weite Welt zog, der einfach nur fasziniert von dem ist, was ihm die Heimat bietet?

Genau da liegt der Punkt, es gibt einfach zu wenige, denen es noch gelingt „heimatverbundenheit“ mit einer solchen Perfektion und …….nennen wir es mal spielerischer Gelassenheit auf den Teller zu bringen ohne dabei völlig abgehoben zu wirken – Benjamin Maerz gelingt das vollumfänglich!

Ein geniales Beispiel hierzu ist Maerz´ „Maggi-Ei – Sauerkraut|Bio-Ei|Liebstöckel“, (übrigens lieber Benjamin, nicht nur auf der Alb gab´s die früher zu Vesper mit Maggi, ich kenne das von zuhause aus den Siebzigern auch noch genauso) er füllt das Ei mit Sauerkrauttatar, aromatisiert es mit Liebstöckelöl, füllt es bis zum Rand mit Eigelbschaum und toppt es mit Schweine-Popcorn und Schnittlauch! Eine absolut geniale Variante der uns so aus unserer Kinderzeit in Erinnerung gebliebenen, etwas einfacheren Variante des Maggi-Ei!

So könnte ich jetzt weitermachen, blättert man ein paar Seiten in dem Prachtstück weiter (ein „Aha-oh-wie-geil-ist-das-denn-Moment jagt den nächsten“) so bin ich in diesem Fall gleich beim „Onglet“, wie es die Franzosen nennen stehen geblieben. Benjamin Maerz macht daraus einen „Nierenzapfen vom schwäbischen Rind mit Kopfsalat und Zwiebeln“- ich finde es einfach großartig, das sich mit Ausnahme einiger weniger auch bei Benjamin Maerz dieser fast vergessenen (und meistens zu Hundefutter verarbeiteten) Fleischstücke angenommen wird! Ich liebe Onglet einfach, das ist purer unverfälschter „Fleischgeschmack“, dem Maerz eine Bühne zusammen mit Zwiebeljus, Zwiebelcreme, Perlzwiebeln und gebratenen Kopfsalatherzen gibt! Einfach (und) grandios!

Schwelgt (und diesen Begriff nutze ich hier ganz bewusst) man weiter durch das Buch, so erfährt man noch so vieles mehr über denken und handeln des Benjamin Maerz, so gibt es zum Beispiel eine Kooperation mit Büffel-Bill, dem wohl weltweit renommiertesten Büffelzüchter überhaupt! Hintergrund hier ist und war der unwürdige und grausame Umgang mit jungen, männlichen Büffeln in der italienischen Mozzarella-Industrie.

Und wo wir gerade beim Büffel sind, auch ein Tatar fehlt nicht, das serviert Benjamin Maerz mit geröstetem Sellerie und Haselnussvinaigrette- das ist auch schon wieder meins !

Ich habe mich eine Zeit lang beim Lesen gefragt (ich blättere übrigens NIE vorher ein Kochbuch durch, einfach um mich vom Autor führen zu lassen), was es wohl mit der „Weiten Welt“ auf sich haben mag- aber auch dieses „Klischee“ wird grandios bedient- verraten wird an dieser Stelle nicht mehr- entdeckt und „erlest“ es Euch einfach selbst!

 

Fazit:

Ich wusste, das es grandios werden wird, wenn Matthaes eine „Liaison“ mit Benjamin Maerz eingeht, aber im Moment fehlen mir einfach mal gerade die Adjektive um es ausreichend zu huldigen! Es ist einfach ein unglaublich tolles Kochbuch!

Sehr schön finde ich übrigens (nur mal so als „Randnotiz“ angefügt), das Benjamin Maerz bei vielen – auch speziellen Produkten seine Lieferanten verrät! Und „FETT“ von Ingo Holland ist wirklich absolut fett !!!

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