Stevan Paul – Das Interview

So Ihr Genussmenschen, Buch-Gourmets und Gerne-Kocher heute gibt es das dritte Interview @ kochbuch.tips, eines auf das ich mich sehr gefreut habe, da es sich wirklich um einen ganz besonderen Menschen, Koch und Kochbuch-Autor handelt, eine wahre Kreativmaschine, ein Trend-Scout, der immer nach dem besonderen sucht, einer der es in wunderbarer Art und Weise versteht, Kochbücher nicht nur zu schreiben, sondern sie zu „Leben“, ihnen eine Seele zu geben!

Hier ist er Stevan Paul, Autor von „Auf die Hand“, „Heute koch ich, morgen brat ich“, „Open Air“ und vielen weiteren wunderbaren (Koch)-Büchern und Betreiber des wohl am meist gelesenen deutschen Food-Blogs nutriculinary.com sowie stevanpaul.de

Mich macht es unglaublich stolz, das ich dieses Interview führen durfte und Stevan mir seine kostbare Zeit dafür geopfert hat!

Vielen Dank und ganz liebe Grüße nach Hamburg ins Office!

Und hier die Fragen:

Tom:

Die Frage der Fragen: Was hat Dich dazu bewogen Koch/ Autor zu werden?

Ich hatte das große Glück in einer Familie aufzuwachsen, bei der Kochen, Essen und Genuss immer schon ein Thema war, die Großmütter kochten wunderbar, die eigene Mutter und später auch alle Kinder. Schreiben wollte ich immer schon, Journalist werden und Autor, Aufgrund einer ausgeprägten Matheschwäche verließ ich die Schule kurz vor dem Abitur, ich habe dann eine Kochlehre gemacht.

Tom:

Welcher Deiner Lehrmeister hat Dich am nachhaltigsten geprägt?

Das war Albert Bouley, das war Ende der Achtziger Jahre, meine Lehre. Bouley verknüpfte als einer der ersten Köche asiatische Kochtechniken und Aromen mit der damals noch poulären Nouvelle Cuisine. Vor allem aber war Bouley ein feiner Mensch, ein Künstler, einer der uns Jungs gefordert und gefördert hat. Er ist leider 2013 mit nur 63 Jahren viel zu früh gestorben. Seien Philosophie, sein Geist, seine Sicht auf das Kochen und die Kulinarik, findet sich aber immer wieder in meinen Büchern.

Tom:

Was liebst Du am meisten an Deinem Beruf?

Die Kreation. Auch wenn wir Köche das Rad nicht immer neu Erfinden, ist es doch ein stilles Glück, am Herd etwas zu Zaubern, dass die Gäste liebe. Darum mache ich Kochbücher, mir gefällt die Idee, dass die Leute mit meinen Rezepten zuhause und mit Freuden und Lieblingsmenschen eine gute Zeit haben.

Tom:

Wie beurteilst Du das Nachwuchsproblem in der Gastronomie?

Das ist wirklich verheerend. Das braucht es dringlichst Reformen und ein Umdenken. Ausbildung statt Ausbeutung und eine bessere Entlohnung wären Maßnahmen. Es ist beispielsweise bei den Einstiegsgehältern für Kochlehrlinge kaum möglich, in einer Großstadt überhaupt ein Zimmer zu bekommen.

Tom:

Deine beste Eigenschaft ist?

Das mögen bitte andere entscheiden. Eine positive Grundstimmung zählte ich auf der Haben-Seite.

Tom:

Hast Du einen unverwirklichten Traum?

Den hab ich tatsächlich und das mach ich auch noch. Nicht lachen! Ich möchte Posaune lernen und in einer Reggae-Ska-Band spielen.

Tom:

Wie heißt Dein Lieblings- koch- back- fach- buch ?

„Eating with the chefs“ von Per-Anders Jörgensen (Phaidon), ganz klar, kein Kochbuch der letzten Jahre hat mich so begeistert, gefesselt und inspiriert, wie dieses Buch. Die Fotografien, Geschichten, die Aufmachung, die Seele. Das ist für mich die absolute Benchmark.

Tom:

Dein letzter Restaurantbesuch war bei?

Bei meinem Lieblingsgriechen Michalis Josing im Dionysos am Eppendorfer Weg. Es gab einen ganzen Steinbutt, ein Gericht dass ich mir allerhöchstens einmal im Jahr gönne, ein Festessen. Dazu gab es eine Flasche griechischen Chardonay und zum Nachtisch getränkten Walnusskuchen und hausgemachtes Vanille-Cremeeis.

Tom:

In welchem Restaurant, egal wo auf der Welt würdest Du gerne mal essen gehen?

Zu Sébastien und Michel Bras, im Aubrac, in Frankreich. Seit ich diesen wunderbaren Film, Entre Les Bras gesehen habe (http://nutriculinary.com/2012/08/09/jetzt-im-kino-entre-les-bras/). Und zu Massimo Bottura in seine Osteria Francescana, ich liebe seinen Humor und seinen Starrsinn.

Tom:

Copyright © by Stevan Paul

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Ein Foto eines Deiner „Signature-Dishes“ oder eine Deiner schönsten/wichtigsten Kreationen.

Ich habe kein Signature Dish, ich koche nie eine Sache zweimal gleich, ich bin immer am ausprobieren und entwickeln. Und ich habe Interessen-Phasen, Streetfood, Craftbeer, Deutsche Küche, … meistens wir dein Kochbuch draus. (lacht) Mein Lieblingsspielplatz sind die Schnellen Teller im Effilee Magazin, für jedes Heft darf ich gänzlich frei sieben Teller entwickeln, die Andrea Thode dann traumschön fotografiert. Das Bild ist aus dem aktuellen Heft, dass diese Woche herausgekommen ist: „Röstkartoffeln mit Radieschen, Walnusspaste und Boquerones“ – inspiriert von David Chung (Momofuku) aus der Netflix-Serie „The Mind of a Chef , irre guter Typ, großer Koch!

Tom:

Copyright © by Stevan Paul

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Ein Foto von Dir

Stevan Paul

Tom:

Deine drei Lieblings-Foodie-Websites

Das wechselt, derzeit sind das:

 

http://www.kochfreunde.com/

http://www.get-hungry.com/

http://contemporaryfoodlab.com/

Name:

Stevan Paul ala. Herr Paulsen

Geburtstag:

13. März 1969

Erlernter Beruf:

Koch

Derzeitiger Arbeitsort:

Schreibtisch in Hamburg

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