Wirtshäuser- Eine Kulturgeschichte der Salzburger Gaststätten

Liebe Fans von Tom´s Kochbuchblog, liebe Gastronauten und alle Liebhaber Gastronomischer Literatur (heute mal ne etwas „nettere“ Formulierung J ), heute hab ich mal etwas anderes für Euch, nicht immer nur Kochbücher, aber ganz ohne Gastronomie geht´s dann auch heute mal wieder nicht !

Von Österreich komm´ ich aber trotzdem nicht so ganz los, heute geht es um Salzburg, um das alte Salzburg, vom Mittelalter bis heute! Oh Gott werdet Ihr jetzt denken, was hat ihn denn jetzt „geritten“, ja, Geschichte, aber Kulturgeschichte gibt’s heute und zwar Gaststättenkultur !

Die heutige Buchvorstellung kommt aus dem Verlag Anton Pustet, und heißt:

Wirtshäuser „Eine Kulturgeschichte der Salzburger Gaststätten“ von Gerhard Ammerer und Harald Waitzbauer.

Wirtshaustitel_Auswahl.indd

Die Autoren:

Dr. Gerhard Ammerer ist stellvertretender Leiter des Fachbereichs Geschichte an der Universität Salzburg und Dr. Harald Waitzbauer, er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Salzburger Freilichtmuseums, Autor und ein „Kenner“ der Salzburger Brauereilandschaft, haben hier eine wunderschöne Dokumentation der Salzburger Gaststätten- und Herbergsgeschichte geschaffen.

Salopp formuliert könnte man sagen es beginnt in den Hospizen und Klöstern des 13. Jahrhunderts und endet irgendwo um die Zeit des Hangar 7.

Beim Aufschlagen des Buches treffen wir auf eine doppelseitige Karte Salzburgs aus dem Jahr 1764 in der alle zu dieser Zeit existierenden Gaststätten mit Namen und Adresse verzeichnet sind. Hier liest man interessante Namen wie Mödlhammerbräu, Goldenes Ainhorn, Halber Mondschein oder Bettelumkehr, wunderbare Namen und wunderschöne Geschichten dazu. Immer wieder begegnen uns diese Zeittafeln im Buch, was das Ganze noch interessanter macht, da so die gastronomische Entwicklungsgeschichte im Lauf der Jahrhunderte noch besser aufgezeigt wird.

Die Kapitel:

  1. Von der privaten Gastfreundschaft zur kommerziellen Herberge
  2. Gesetzliche Regulierung, Professionalisierung und fiskalischer Zugriff (mit den ersten „Gaststättenverordnungen“, einfach wunderbar !
  3. Gäste, Wirte und Lokalitäten in der frühen Neuzeit, hier gibt´s Wirtshäuser und deren Namen, die Gasthöfe wurden „multifunktionaler“, Kaufpreise, Schulden und Einnahmen.
  4. Wirtshausalltag und gastronomische Festkultur, mit dem vortrefflich gewählten Portrait des Stieglbräu. Berichte über Hochzeitsgesellschaften, Kostenaufstellungen aus dem Jahr 1790 (unglaublich interessant!)
  5. Der verzögerte Siegeszug des Kaffeehauses, hier geht’s um die ersten Kaffeegewölbe und weitere Café´s bis zum Jahr 1800, um deren Räumlichkeiten, Einrichtung und Warenhaltung, sowie um die Kaffeehauskultur und ihre Gäste.
  6. Der Kampf um den Gast- Konkurrenz und Konflikte
  7. Schwierige Jahrzehnte im ausgehenden 18. Jahrhundert, schildert die entstehende große Konkurrenz und obrigkeitlichen Reglementierung, die so manchem Gasthaus das Überleben schwer machte.
  8. Gaststätten und ihre Kundschaft in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, schildert in wunderbarer Art und Weise, wer sich so alles in den Wirtschaften verlustierte.
  9. Aufbruch in eine neue Zeit (1860-1918), in etwas mehr als 50 Jahren verdreifachte sich die Anzahl der Hotels, die „zeitlosigkeit“ der klassischen Gasthäuser, die prächtigen Bierjahre gefolgt von Surrogatbier und Eichelkaffee während der Zeit des 1. Weltkrieges.
  10. Salzburgs Gastronomie bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, die Salzburger Kneiperie während des Nationalsozialismus, und den dürftigen Nachkriegsjahren bis hin zur glitzernden Nachkriegszeit. Wunderwelt der Festspiele.
  11. Grill Room, Amis, Café Espresso, auch hier noch einmal die karge Nachkriegszeit, die Zeit der Wiedereröffnungen, endlich wieder Glitzerwelt, die amerikanische Besatzungszeit und deren „Folgen“ und die Fleischlastigkeit der Speisekarten als es „endlich“ wieder etwas auf den Tischen gab.
  12. Die gastronomische Entwicklung der letzten 50 Jahre, interessantes und amüsantes der letzten 50 Jahrem wo geht bzw. ging die Entwicklung der letzten 50 Jahre hin? Die Globalisierung der Speisekarte, vom Würstel zum Kebap, Fast Food, Haubenküche und die „neue“ Wirtshauskultur.

Das Buch ist wunderbar informativ, niemals langweilig werdend und verleitet beim Studieren der wunderschönen alten Speisekarten immer wieder zum Schmunzeln.

Viele phantastische alte Fotografien, Zeichnungen, alte Zeitungsanzeigen und Dokumente, die den Werdegang der Salzburger Gastronomie eindrucksvoll erklären und demonstrieren machen das Buch zu einem absoluten muss nicht nur für Salzburg- Fans.

 

Fazit:

So macht (gastronomische) Geschichte Spaß.

Wunderbar!

Kommentar verfassen